15. + 16. Tag ( 28. und 29. 5. 06 ) der 6. Rad-Sponsorentour

 

In der Nacht zum Sonntag regnete es bis zum Morgen, und es blieb auch bis Mittag so. Der Senator wies mir, wie sich später zeigte, den falschen Weg. Die B 2 ist nämlich der Zubringer für die Autobahn, und so musste ich 5 km zurück in den Ort Vác, um einen 10 km langen Umweg über eine steil ansteigende Strecke im 1. Gang zurückzulegen. Das kostete Zeit und Kraft bei heftigem Regen.

 

In den Buekk-Bergen östlich von Estergom

 

 Endlich war es geschafft : ich war auf der B 22  in Richtung Balassagyarmat, die bis Salgótarjan führte. Die B 21 ist von Salgótarjan südlich wie eine Autobahn ausgebaut, und ich hatte schon Angst, als Radler umgeleitet zu werden. Nichts dergleichen, Gott sei Dank !   In Kisterenye schöpfte ich Hoffnung auf ein Quartier, denn ein Riesenplakat „ Zimmer frei ! „“ lockte an. Aber das war wohl nur eine Fatamorganga. Die Leute lassen das Schild einfach so stehen, obwohl das Haus geschlossen oder voll besetzt ist. Wenigstens bekam ich den Tipp, im 7 km entfernten Nemti sei ein „ Hotel “. Wieder keimte Hoffnung auf. Endlich kam ich am „ Hotel “ an und bekam sogar ein Zimmer mit 4 Betten : eine Pension ohne Bewirtung ! Die Wirtleute konnten sich mit mir nicht verständigen und holten Verstärkung zum Dolmetschen : Franz ( Österreicher ) und Maria ( Ungarin ) schickte der Himmel. Alles wurde geklärt : Abendessen und Frühstück bekam ich in einer Pension am Ende des Dorfes. Franz gab mir aber den Tipp, das Rad in mein Zimmer zu schieben. Das war nicht schwer, da das Zimmer durch einen überdachten Gang zugänglich war. So lief ich bei mächtigem „ Dampf “ zum Abendessen 1, 2 km durch Nemti und lernte beim Essen die Eheleute Mann aus Dresden kennen. Die Nacht war sehr unruhig : viele Hunde im Dorf bellten um die Wette, die Grillen hörte man trotzdem, und der Warmwasserboiler tropfte unablässig. Aus Müdigkeit muss ich dann doch wohl eingeschlafen sein. Bezahlt hatte ich schon, den Schlüssel gab ich morgens um 6 Uhr 45 ab und fuhr zum Frühstück : Omelett mit Pilzen, Gurken und Tomaten, Weißbrot mit Kaffee. Nun ging es in die Zielgerade nach Kazincbarcika. Zwei Bergmassive mittleren Kalibers ( 4 + 4 km ) mussten meist im 1. Gang überwunden werden, und ich kam mächtig ins Schwitzen. Auf der Höhe machte ich 2 Aufnahmen, und dann ging die Fahrt endgültig in flachere Gefilde. So war ich doch tatsächliche um 12 Uhr 45 an der Stadtgrenze des Zielortes und suchte die Don-Bosco-Schule. 

Im Zentrum kam ich an der Post vorbei und holte 30 er Briefmarken. Nach einigem Hin und Her kam ich auch an und wurde von der Deutschlehrerin Reka in Empfang genommen. Ich kam gerade zum Essen, das ich im Speisesaal der Schule einnahm. Dann bezog ich mein Zimmer im Schülerheim, das einige Straßenzüge weit entfernt liegt : ein großes Haus mit drei Stockwerken, sehr ärmlich und bescheiden. Das Zimmer hat kein Waschbecken. Zum WC und zur Dusche muss ich zwei Stockwerke tiefer gehen und mir den Schlüssel holen. Die etwa 70 Jungen, zwischen 13 und 22 Jahren alt, sind meist Sinti und Roma und machen einen freundlichen und zugänglichen Eindruck. Habe schon Kontakte beim Abendessen mit ihnen aufgenommen. Es gab Milchreis mit Kakao und Tee. Es geht durch die Erzieher recht geregelt zu. Es herrscht ein freundlicher, bestimmter Umgangston. Der 17 jährige Androsch war ein Jahr in Osnabrück und kann ganz gut Deutsch. Er möchte Chemie studieren und schreibt morgen eine Arbeit.

Nachmittags war Reka mit mir bei Direktor Ambrus Lux, mit dem wir den morgigen Tag besprachen.

Nun habe ich die Tagesberichte der 3 letzten Tage beendet und bin nach 90 Tageskilometer und nach 1. 900 Gesamtkilometer rechtschaffen müde.

Bin froh und dem Herrgott dankbar, dass ich auch diese 6. Rad-Sponsorentour seit 2001  so glücklich beenden konnte. Bis Donnerstag bleibe ich hier und werde dann noch berichten. Dann geht’s nach Budapest.