Rückblick auf die 6. Rad – Sponsorentour    seit 2001

Lüdinghausen........ Kazincbarcika / Ungarn 14. 5. – 30. 5. 2006 ___________________________________________________________________________

Zunächst bewegt mich ein Gefühl großer Dankbarkeit, dass ich diese Reise unternehmen konnte :

Mein erster Dank gilt meiner lieben Frau Luise, die mir dazu trotz der langen Distanz ihren Segen mitgegeben hat. Dann dem guten (Ex-) Kollegen Josef Lücking aus Südkirchen, der die website zur Reise so treu und zeitnah ins Netz gestellt hat. Den Freunden in Ungarn, voran Pater Peter Csány, SDB, und Amrus Lux, dem Schulleiter der Don Bosco – Schule , ferner Deutschlehrerin Reka, die mich sehr liebevoll aufgenommen und umsichtig versorgt haben. Der Don Bosco Mission in Bonn, die für mich das richtige Projekt ausgesucht hat. Hier danke ich besonders Dr. Michael Strucken.

Nun zur Frage, warum ich diese Reise(n) unternehme. Ich bin gesund, bin wirtschaftlich gesichert, habe als Pensionär zeitliche Möglichkeiten, erfreue mich am Radsport und versuche, sozial etwas damit zu erreichen.

Da ich den Salesianern Don Boscos in meinem Leben viel zu verdanken habe, entschloss ich mich, über den Radsport für deren Jugendprojekte tätig zu werden.

So bin ich den letzten 6 Jahren für sexuell missbrauchte Jungen in Sri Lanka, für polnische Kinder in Nysa ( Neisse ) in Polen, für Straßenkinder in Moskau, für Kinder in Gatchina bei St. Petersburg und dieses Jahr für Sinti- und Roma – Jugendliche in Kazincbarcika / Ungarn auf das Rad gestiegen. Den jeweils recht großen Erfolg erkläre ich mir damit, dass die Sponsoren mir vertrauen . Durch den direkten Kontakt mit den Projekten garantiere ich für die Sicherheit der Spendenweitergabe. Mit Ausnahme des Sri Lanka – Projektes habe ich alle genannten Projekte vor Ort besucht.

Nun zur Fahrt : Ich hatte mich konditionell gut vorbereitet, hatte ein hervorragendes und sicheres Fahrrad und ging nach dem Reisesegen durch Herrn Pfarrer ( em. ) Adolf Nottmann von St. Ludger in Lüdinghausen am Sonntag, den 14.5.o6 auf Tour. Das Wetter war ja in Mitteleuropa „ durchwachsen “, dennoch hatte ich in den 15 Tagen nur 3 – 4 richtige Regentage. Der oftmalige Westwind war von Vorteil. Die Fahrt an Rhein, Neckar, Jagst und Kocher sowie hauptsächlich an der Donau bis Vác im Donau – Knie bei Esztergom in Ungarn erleichterten mir die Tour. Lediglich die Schwäbische Alb, das Vorgebirge des Bayerischen Waldes und die Berge in Nordostungarn waren etwas beschwerlicher. Einige Orientierungsprobleme führten dazu, dass ich z.B. auf einem Schotterdamm des Lech landete, dass Autobahnzubringer in größeren Städten für Räder verboten waren und ich Umwege fahren musste.Gefahren gab es kaum, nur einmal wurden schräg zur Straße verlaufende Geleise für mich zum Verhängnis, und ich stürzte leicht. Besondere Ereignisse auf der Fahrt gab es durch viele Begegnungen mit freundlichen Radlern oder Gästen, die alle sehr an der Tour interessiert waren. Einige gaben mir spontan eine Spende.

Auf Grund des sportlichen Akzents kam das Touristische zu kurz. Lediglich besonders markante Orte wie Stift Melk, Kloster Weltenburg am Donaudurchbruch konnte ich nicht ignorieren. Große Freude hatte ich an den unterschiedlichen Landschaften, der Tier- und Pflanzenwelt an der Donau und in den Rheinauen, an der frischen Luft und an der vielen Bewegung. Ich konnte dabei an viele Menschen ( auch im Gebet ) denken, die irgendwelche Probleme haben.Langeweile kenne ich dabei überhaupt nicht. Die Unterbringung zur Nacht war nur im Ausnahmefall ein zeitweiliges Problem. Die Qualität der Unterkünfte war ganz unterschiedlich : von der einfachen Privatpension bis zum 3-Sterne-Hotel. Ich buchte wegen der Unsicherheit im Fahrtverlauf selten vorher. Große Freude kam auf, als ich nach 15 ½ Tagen das Ortsschild von Kazincbarcika erreichte, und das nach ziemlich genau 1. 900 km.

Die Aufnahme in der Don Bosco – Schule war überaus herzlich. Die unterrichtliche Arbeit ist durch dezentrale Lage der einzelnen Gebäude erschwert. Staatliche Hilfen für bauliche Maßnahme entfallen fast völlig, lediglich die Lehrergehälter werden zu 80 % vom Staat übernommen. Die etwa 550 SchülerInnen haben oft einen schwierigen familiären Hintergrund,besonders die Jungen, in deren Heim ich untergebracht war. Das Heim ist in ärmlichem Zustand, 4 – Bett – Zimmer mit Stockbetten, dürftige sanitäre Anlagen, wenig Freizeiträume. Das Essen wird in der 5 Minuten entfernten Schule eingenommen. Das Essen ist sehr bescheiden, Leitungswasser ist oft das Getränk. Zum Frühstück gibt es Weißbrot und ein Milchmixgetränk, zu Mittag kräftige Hausmannkost ungarischer Art. Die Jungen machen durchwegs einen guten guten Eindruck, ich kam schnell in Kontakt zu ihnen. Viele der Jungen müssen das Lernen erst noch lernen und sind überaltert : 13 – 22 Jahre. Die Schule hat drei Bereiche :

Grundschule ( viele überalterte Schüler I

Fachoberschule mit Abitur

Berufsbildende Schule mit viel Praxis : Schneiderei, Schmiede mit Schweißerei, Druckerei, Friseursalon, Schreinerei, Hauswirtschaft. Die Werkstätten sind teilweise sehr ärmlich untergebracht.

Verschiedene Baumaßnahmen sind geplant :

Mädchenwohnheim

Sportstättenbau ( wichtig ! )

Die Besitzverhältnisse sind zum Teil auch ein Problem. Finanzielle Hilfe erhofft sich der umsichtige, kontaktfreudige und engagierte Schuldirektor Ambrus Lux ( ständig mit Handy unterwegs ) von der Don Bosco Mission. Das Sponsorengeld meiner Radtour möchte er in die Renovierung der Sportanlagen stecken, was ich auch für wichtig erachte.

Die MitarbeiterInnen der Don Bosco – Schule sind ebenso engagiert, ihre Schule voranzubringen.

Während ich diesen Rückblick schreibe, sitze ich im Provinzialat der Salesianer Don Boscos in Budapest , wo ich ebenfalls sehr warmherzig aufgenommen wurde. Ich schreibe viele Ansichtskarten an viele liebe Menschen in Lüdinghausen und Umgebung, ruhe mich von den Anstrengungen aus und werden Pfingsten an einer Familienfreizeit der hiesigen Gemeinde teilnehmen.

Wir feiern jeden Morgen in der Kirche die Eucharistie, was Danksagung heißt :

Dank für die geglückte Reise und die liebevolle Aufnahme hier in Ungarn

Im Hause sind vier Vietnamesen und zwei Inder ( SDB ), die das weltweite Netz des Don Bosco Werkes in 135 Ländern der Welt exemplarisch belegen : fröhliche und engagierte Priester, die sich nach ihrem Ungarnaufenthalt der Jugend in ihren Ländern widmen.

Am 6.6.06 werde ich dann mittags mit Air Berlin nach Düsseldorf fliegen, um wieder nach Lüdinghausen zurückzukehren,

von einer Reise,

die mir für immer unvergesslich bleiben wird.

DEO  GRATIAS